Yoga & Wandern – Interview mit Sabine Vieider

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Yoga Retreat in einem idyllischen Bergdorf in Tirol

In Obernberg in Tirol steht in einem Tal zwischen Bergen, Wiesen und Wäldern ein Berghotel. Hier kann man entspannen, essen (traditionell, vegetarisch & vegan), (Schneeschuh-) wandern und die Seele baumeln lassen.

Im Dezember wird es in Almis Berghotel ruhige Advent-Yoga-Tage geben und Anfang Januar ein Retreat für Yoga- und Naturliebhaber: Yoga und Schneeschuhwandern. Das Angebot ist auch für unerfahrene Schneeschuhwanderer ausgelegt und Schneeschuhe können kostenlos ausgeliehen werden.

Für den Bereich Yoga und Meditation ist Sabine Vieider zuständig. Sie ist Yogalehrerin und unterrichtet Sivananda Yoga mit dem Fokus auf Meditation und Achtsamkeit. Um mehr über die Gegend und vor allem die Yoga-Retreats zu erfahren, habe ich mich mit ihr unterhalten und viele spannende Details erfahren. Viel Spaß beim Lesen!

Yogaraum-Baumhaus-Sabine, Almis Berghotel, Yoga Retreat

Interview mit Sabine Vierter über Yoga und Wandern in Tirol

Bérénice: Seit wann beschäftigst du dich mit Yoga?

Sabine: Angefangen hat es vor ungefähr neun Jahren. Da bin ich mal zu einem Yogakurs von einer Freundin gegangen. Mein jetziger Freund hat mich mitgenommen. Er hat gesagt: „Komm mal mit!“ und dann war ich da. In der ersten Stunde geht es wahrscheinlich jedem ähnlich – man denkt: „Wo bin ich denn hier gelandet?“ Aber ich bin trotzdem immer wieder hingegangen. Es hat mir eigentlich gleich ganz gut gefallen und ich bin dran geblieben und noch immer dran.

Bérénice: Was war das für eine Yogaklasse?

Sabine: Das war eine klassische Hatha Yoga-Stunde. Sie war sportlich aufgebaut und recht ausdauernd. Das hat mir damals gut gefallen. Mit der Zeit bin ich sehr viel gemütlicher und mein Yoga ist ein bisschen ganzheitlicher geworden. Ich mache nicht mehr so viele Asanas, sondern mehr Meditation und Entspannung. Es ist mir sehr wichtig, nicht mehr nur körperorientiert zu arbeiten.

Bérénice: Du hast dich für eine Sivananda-Ausbildung entschieden. Warum?

Sabine: Es war nicht direkt eine Sivananda-Ausbildung. Ich habe meine Yogalehrer-Ausbildung in Trimbak in der Nähe von Nasik in Indien gemacht und die war nach Satiananda gerichtet. Er war ein treuer Schüler von Sivananda und ich bilde mich jetzt viel in Sivananda-Yogazentren weiter und kombiniere beides.

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Bérénice: Welche Yogastile inspirieren dich im Moment noch?

Sabine: Hmm…eigentlich nicht so viele, wenn ich ehrlich bin. Aber ich bin immer offen. Bei uns in Südtirol ist zum Beispiel Acro-Yoga momentan sehr angesagt. Ich habe es bisher noch nicht versucht, aber ich bin immer interessiert an neuen Sachen. Dabei möchte ich meinem Stil treu bleiben. Ich möchte nicht zu viel mischen und eine Linie gehen. Ich merke auch, dass der Weg, den ich gewählt habe, mir unheimlich gut tut. Ich bin immer offen für Neues und lasse das auch in meine Stunden einfließen, aber im Groben behalte ich meine Linie bei.
Das Entspannen steht bei mir an erster Stelle. Während der Lehrerausbildung habe ich regelmäßig Yoga Nidra gemacht, denn das wurde in dem Zentrum ebenfalls angeboten und damit arbeite ich selbst auch sehr viel. Ich frage meine Schüler manchmal während der Stunde, ob sie Lust haben, das beim nächsten Mal zu versuchen. Einmal habe ich auch einen reinen Yoga Nidra-Abend angeboten. Es ist eine sehr intensive Tiefenentspannung, aus der man viel Kraft gewinnen kann.

Bérénice: Was bedeutet Yoga für dich im Alltag?

Sabine: Ich sage immer zu meinen Schülern, dass Yoga nicht bedeutet, dass ich einen Kurs besuche und da einmal in der Woche hingehe und mir Wunder erhoffe. Yoga ist für mich eine Lebenseinstellung, die mir mittlerweile sehr wichtig geworden ist. Moralisch habe ich einen ganz anderen Bezug zu meiner Umgebung und zu anderen Lebewesen entwickelt. Yoga ist für mich der Mittelpunkt. Es dreht sich in meinem Leben viel nur um’s Yoga. Nicht um’s Yoga… Yoga wird da manchmal verwechselt. Wenn ich zu meinen Freunden sage: „Ich mache jetzt Yoga!“, dann glauben sie, ich springe auf die Matte und stell mich auf den Kopf. Aber das ist für mich nicht Yoga. Yoga ist für mich, vielleicht einfach mal in meinem Hängesitz zu sitzen und nichts zu tun. Versuchen, nichts zu tun. Einfach mal abschalten. Das ist für mich schon auf eine Art und Weise Yoga. Also auch kein Buch oder keine Zeitung zu lesen, denn da macht man ja auch schon wieder etwas. Einfach nichts zu tun. Das ist mein Alltagsyoga.

Sabine, Almis Berghotel, Yoga Retreat

Bérénice: Wie genau hat Yoga den Bezug zu deiner Umgebung und zu anderen Lebewesen verändert?

Sabine: Bemerkbar hat es sich vor allem dadurch gemacht, dass ich kein Fleisch, keinen Fisch und keine Eier mehr esse. Das habe ich schon vor langer Zeit aufgegeben.
Es fängt damit an, dass ich einer Mücke, die im Raum ist, nicht gleich hinterherjage und sie an die Wand klatsche. Ich versuche, sie aus dem Raum zu schaffen ohne sie dabei zu töten. Das sind so Kleinigkeiten, mit denen man im täglichen Leben konfrontiert wird. Einfach achtsamer im Alltag sein. Dass man darauf achtet, nicht über die ganzen Regenwürmer zu fahren, wenn man nach einem Regenschauer mit dem Rad fährt.
Auch in Bezug auf andere Menschen. Es ist wichtig, dass man akzeptiert, dass jeder seine eigene Weise hat und man diese und auch andere Meinungen akzeptiert statt ständig Vorwürfe zu machen oder zu versuchen, jemandem seine Meinung aufzudrängen.
Ich bin auch umweltbewusster geworden. Mehr zu recyclen und darauf zu achten, woher die Dinge kommen, die ich im Alltag benutze, das ist mir wichtig.

Bérénice: Und deine Yogapraxis auf der Matte, wie sieht die aus?

Sabine: Ich praktiziere viel mit meiner Freundin zusammen. Ich gehe auch regelmäßig zu Fortbildungen.
Wenn ich mich auf die Matte begebe, wird es meist eine ausgedehnte Yogasession. Ich versuche aber vor allem, meine Praxis regelmäßig werden zu lassen und mir anzugewöhnen, jeden Tag in der Früh nicht gleich aufzustehen und hektisch irgendwo hinzulaufen, sondern mir Zeit zu nehmen. Auf der Matte eine kleine Meditation, ein paar Atemübungen, vielleicht noch ein paar Sonnengrüße. Wenn es die Zeit zulässt, noch ein paar mehr Asanas und natürlich eine Tiefenentspannung am Ende. Wenn ich dann noch Zeit habe, mache ich eine Abschlussmeditation. Die Asanas machen schon einen Teil aus, aber nicht den Großteil. Ich übe eher Pranayama als Asanas.

Sabine Vieider-Yoga-Berge, Yoga, Yoga Pose

Bérénice: Was sind die wichtigsten Dinge, die du an deine Yogaschüler weitergeben möchtest?

Sabine: Die wichtigsten Dinge, die ich meinen Schülern in die Yogastunde mitgebe, sind während der Stunde auf sich selbst zu hören und bei sich selbst zu bleiben. Sich nicht von dem, was andere machen, stören zu lassen, sondern auf sich selbst zu hören, sich selbst zu spüren und dabei selbst zu entscheiden: Was ist heute gut für mich und was nicht. Manch einer tut sich zu Beginn seiner Yogapraxis vielleicht etwas schwer, zu unterscheiden: Was ist jetzt für mich angenehm oder was muss ich machen? Einige Praktzierende haben den Zwang, etwas machen oder erreichen zu müssen. Diesen Leistungsdruck abzugeben ist ein Ziel. Und während dieser Stunde nur zu sein und auch im restlichen Leben nicht immer funktionieren zu müssen. Sondern auf sich selbst zu hören, was einem gut tut und was einen positiv beeinflusst – und was eben nicht.

Bérénice: Du gibst Yoga Retreats in Almis Berghotel in Obernberg. Was ist das Besondere an den Retreats und den Wanderwochenenden, die du dort veranstaltest?

Sabine: Das Besondere an Almis Berghotel ist auf jeden Fall die Herzlichkeit! Sepp und Burgi, das sind die beiden Besitzer, sind total herzliche Leute und richtig offene Menschen. Sie nehmen alles sehr dankend an, jeden Tipp, jeden Vorschlag, jede Idee. Sie sind immer sehr offen für Neues und  auch selbst sehr kreativ.
Was mich immer freut, ist, dass man vegane und vegetarische Speisen bekommt. Das ist überhaupt kein Problem. Und die Umgebung ist einfach schön! Es ist ruhig. Da fährt vielleicht alle halbe Stunde mal ein Auto vorbei und es ist richtig naturverbunden.
Für ein Yoga-Retreat ist diese Ruhe wunderbar. Außerdem ist toll, dass man sich gleich heimisch fühlt. Die Leute aus dem Dorf freuen sich sehr, wenn sie Besuch bekommen, es sind sehr offene Menschen.
Für ein Yoga-Retreat ist es toll, dass es mitten in den Bergen und dementsprechend abgelegen ist. Dadurch hat man nicht die ganzen Reize, die einen vielleicht sonst so begleiten, wie Geschäfte, Bars usw. Das fällt schon mal weg. Es gibt eben dieses Hotel mit dem Restaurant und alles findet dort statt. Ansonsten gibt es ein paar Häuser und es ist einfach total urig dort. Man kann richtig abschalten.

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Bérénice: Sind die Retreats eher für Anfänger oder für Fortgeschrittene geeignet?

Sabine: Bis jetzt haben wir viel für Anfänger gemacht. Auch die Schneeschuhwanderungen. Wenn wir Wandern und Yoga kombinieren, sind die Schneeschuhwanderungen oder im Sommer die Wanderungen zu Fuß, immer der Gruppe angepasst. Auch die Yogastunden sind für Anfänger und leicht Fortgeschrittene gut geeignet. Ich habe noch kein Retreat extra für Mittelstufe oder Fortgeschrittene gemacht.
Es waren aber schon einige dabei, die sehr fortgeschritten sind. Zwei Yogalehrerinnen zum Beispiel. Ich haben ihnen dann entsprechende Variationen angesagt, wenn ich gesehen habe, dass sie sich etwas leichter tun. Die Gruppen sind nicht so groß, dass man die Übersicht verliert. Das ist immer sehr überschaubar, maximal zehn Leute pro Gruppe. Das ist gut zu handhaben.

Bérénice: Wie sieht ein typischer Wander-Yoga-Retreat-Tag bei euch aus?

Sabine: Ich bin Frühaufsteherin. Deshalb mache ich die Yogastunden immer zeitig am Morgen. Das soll jetzt niemanden abschrecken. Ich denke, je länger man schläft, desto schlapper wird man (grinst). Vielleicht nicht nur drei Stunden. Das wäre ein bisschen wenig. Aber wenn man erst um neun aufsteht, ist man irgendwie den ganzen Tag schlapp. Deswegen mache ich die Yogastunde immer schon um halb sieben Uhr morgens. Sie dauert 90 Minuten und ist natürlich ganz gemütlich in der Früh.
Nach der Yogastunde frühstücken wir alle zusammen. Meist können wir dann um halb zehn zur Wanderung losstarten. Wir schauen dann, dass wir gegen zwei Uhr nachmittags zurück sind, damit die Teilnehmer Zeit für sich und zur Erholung haben. Sie können zum Beispiel in die Sauna gehen. Wir haben eine schöne Panoramasauna. Um halb fünf oder fünf fängt dann die zweite Yogastunde an. Die geht ebenfalls 90 Minuten und danach geht’s zum Abendessen. Bisher haben wir es immer so gemacht, dass die Teilnehmer alle beisammensitzen, also am gleichen Tisch, und wir hatten immer ein ganz angenehmes Klima und, ja, es ist einfach ganz schnuckelig da. Es ist eine ganz spezielle Gegend und auch der Raum, in dem das Yoga angeboten wird, ist sehr schön. Er sieht aus wie ein Wald. Es sind Holzstämme im Raum und alles ist naturbelassen, nicht lackiert. Auch der Holzboden und es gibt ein schönes Panoramafenster und man sieht die Berge und den Wald…

Yogaraum-Baumhaus-Sabine, Almis Berghotel, Yoga Retreat

Bérénice: Wie kann man sich auf ein solches Yoga Retreat vorbereiten?

Sabine: Ich würde sagen, indem man sich entschieden hat zu kommen, hat man sich vorbereitet. Man bucht das ja nicht von einer Minute auf die andere, sondern setzt sich ein bisschen mit dem Gedanken auseinander, informiert sich kurz, wie das mit den Yogastunden und den Wanderungen geht und ich glaube, das ist Vorbereitung genug. Man denkt sich: Ok, ich mach das jetzt und steh wirklich jeden Tag um viertel nach sechs auf und gehe zur Yogastunde. So bereitet man sich vielleicht geistig schon ein bisschen vor.
Ich denke, richtig vorbereiten kann man sich nicht. Es kommt sowieso meist anders als man denkt und das Beste ist, man lässt sich einfach überraschen. Es ist auch nicht so, dass ich von den Leuten irgendetwas erwarte. So soll das nicht sein. Jeder soll so kommen, wie er sich im Alltag fühlt, wie es ihm im Alltag geht und die Entscheidung, in Almis Berghotel zu kommen und da ein Yoga-Retreat zu machen, ist Vorbereitung genug.

Bérénice: Vielen Dank für das unglaublich nette Gespräch!

PS.: Das Berghotel in Obernberg am Brenner ist von München aus in 3 -3,5 Stunden erreichbar.

Zu den Veranstaltungen in Almis Berghotel

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In Kooperation mit Almis Berghotel / © Almis Berghotel

 

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2 Comments on “Yoga & Wandern – Interview mit Sabine Vieider

  1. Danke! Ich finde das auch eine tolle Kombination! Und die Ruhe von Schneebedeckten Bergen im Winter ist einfach fantastisch. Einfachheit und Unkompliziertheit in Kombination mit sensationell netten Menschen ist, die beste Voraussetzung für Erholung und Entspannung 🙂

  2. Ein sehr tolles Interview, mir gefällt die Kombination aus Yoga und Wandern – mal ganz anders als die retreats von denen man sonst so hört!